Kurze Selbstvorstellung und Teilesuche

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CS_Berlin
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Registriert: Di 17. Feb 2015, 13:49

Kurze Selbstvorstellung und Teilesuche

Beitrag von CS_Berlin »

Ein herzlicher Gruß in die Runde!

Ich bin zwar schon länger im Forum, aber nutze heute die späte Gelegenheit, mich vorzustellen.

Ich bin BMW-Sammler und habe eine Sammlung von BMWs der Ära von 1975-1982. Die Sammlung ist sehr speziell, weil meine BMWs alle in der Originalfarbe Grün sind (von Tundra über Taiga, über Mintgrün, Zederngrün, Resedagrün, Zypressengrün usw.)

Zu der Sammlung gehört auch ein BMW 2.5 CS in Taiga Metallic mit der Veloursausstattung in Sandbeige.
Der E9 war von Anfang an ein Sorgenkind in meiner Sammlung. Die anderen Wagen sind alle im Originalzustand und mit niedrigsten Laufleistungen und wunderschönen, zum Teil herzergreifenden Historien im Jahreswagenzustand. Der E9 fällt in dieser Hinsicht etwas zurück. Zugleich ist er dadurch auch das speziellste Auto meiner Sammlung.

Der E9 ist der einzige Wagen der Sammlung, von dem mir bereits beim Kauf klar war, dass ich ihn irgendwann komplett restaurieren würde.
Und da gibt es, für einen wirklichen Sammler, meine Erachtens nach nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Wagen mit seinen eigenen, alten Originalmaterialien neu aufbauen, oder, falls das aus verschiedenen Gründen nicht geht, den Wagen möglichst werkgetreu, aber eben mit Neuteilen, jedenfalls aber nicht mit den alten Teilen neu aufbauen. Im zweiten Fall kann man dann zwar bemängeln, dass der Wagen "keine Seele" mehr hat, aber das stimmt nicht:
denn in diesem Wagen steckt schon jetzt soviel Herzblut von mir, so viel Detailversessenheit, so viele jahrelange Suche allein nur für ein einzelnes unscheinbares Ersatzteil, dass der Wagen schon allein deshalb eine Seele bekommt - keine historische, aber eben die eines Sammlers. Das traue ich mir zu sagen, weiß aber, dass das nur ein Trost ist. Denn natürlich wäre es mir lieber, ein unberührtes 1975er, spätes CS-Coupé zu besitzen – aber die gibt es nicht, und wenn es sie gibt, sind sie fest in Sammlerhand oder es werden Phantasiepreise dafür ausgerufen, die ich jedenfalls seinerzeit nicht zu bezahlen bereit gewesen wäre, selbst wenn ich es gekonnt hätte. Zumal ich ja nur Wagen in Grün suche, was die Suche noch erheblich einschränkt. Und mein Coupé ist mir auch inzwischen so ans Herz gewachsen, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen könnte, ein anderes E9-Coupé zu besitzen.
Letztlich sind meine Autos für mich ein wenig wie Kinder. Und dieses hier erfordert eben besondere Zuwendung.

Die Restauration meines 2.5 CS geht nun ins fünfte Jahr. Die Details brauche ich nicht zu berichten, weil jeder hier in der Runde sie kennen wird. Jeder hier weiß, was es bedeutet, einen E9 zu restaurieren, und jeder hier kann sich ausmalen, was das für jemanden bedeutet, der Perfektionist ist und gleichzeitig keinerlei Restaurations-Erfahrung hat - und außerdem bei Werkstätten von Hause aus misstrauisch ist.

Die Blechsubstanz war durchaus gut. Der dritte Vorbesitzer hatte sich während der 90er Jahre mit einer Zug-um-Zug-Blechrestauration an der Karosserie versucht, und ziemlich wild geschweißt, aber den Wagen substantiell tatsächlich in Ordnung gebracht. Besonders die komplexen (und teils im Aufbau seitens BMW/Karmann etwas unverständlichen) Blech-Verschachtelungen und die dadurch entstehenden Hohlräume im Vorderraum waren soweit sauber. Es gab nur Flugrost und vor allem hässliche Schweißnähte zu korrigieren, aber keine ernsthaften Rostprobleme, vor allem in den neuralgischen Bereichen nicht. Dennoch gab es faktisch überall etwas zu machen.

Deshalb wurde der Wagen am Ende komplett gestrippt, auf das nackte Bleck saubergemacht und steht nun, Jahre später, lackiert zum Wiederaufbau da.
Diese Odyssee war länger und widriger, als ich sie hier darstellen kann. Ich sprach von Herzblut: jedem, der sich hier auskennt, weiß, dass jedes weitere verstrichene Jahr an dem Wagen mit Kosten, mit Zeit, mit Nerven, mit Ärger, mit Transportfahrten quer durch Deutschland verbunden war, die in Heller und Pfennig umgerechnet schon lange den heutigen Verkehrswert eines BMW 2.5 CS im Zustand 1- bis 2+ übersteigen.
Aber irgendwann gibt es einfach kein Zurück mehr. Und die Bindung an das Auto wächst, jedenfalls in meinem Fall: dem Auto will man dann irgendwann zu altem Glanz und Leben verhelfen, es gibt kein Zurück mehr. Obwohl ja nur Blech, fühlt es sich irgendwann so an, als sei man das dem Auto schuldig.

Im übrigen aber bestätigt meine Erfahrung mit der Restauration meinen Sammleransatz, bereits bei der Anschaffung eines Wagens nur auf allererste Qualität zu achten, lieber am Anfang beim Kauf "zuviel" zu bezahlen, als später durch eine nicht endende Restauration, zumal nicht sicher ist, ob das Ergebnis auch wirklich gut sein wird.
Denn am Ende soll der Wagen ja authentisch, original sein, und nicht nur einfach irgendwie "restauriert".
Hier liegt die Kunst.

Nun also befindet sich der Wagen im Endzusammenbau, und es geschieht, was ich immer ahnte, dass geschehen würde.
Außen "wie neu" - obwohl ich beim Lackierer größten Wert darauf legte, dass der Lack möglichst nicht zu dick aufgetragen wird, der Lack nicht fettig durch die Gegend glänzt, sondern möglichst "dezent" und gleichmäßig, die gespachtelten Stellen (unvermeidlicher Weise gibt es sie) nicht voller "Celullite" sind (wellig wie Orangenhaut ;-) usw. – außenalso nun "perfekt" ohne zu perfekt u sein, passt die Innenausstattung nicht mehr. Obwohl ich also auch bei der Lackierung auf möglichst perfekte Arbeit wertgelegt hatte (der Wagen war allein vier Monate beim Lackierer) - sieht er nun natürlich von außen wie neu aus.

Und nun beginnt das Problem: Damit der Wagen eine harmonische Gesamterscheinung hat, muss auch das Innere entsprechend mithalten. Die alte Innenausstattung also passt jetzt nicht mehr.
Ich weiß nicht mehr, bei wie vielen Polsterern, Möbelhäusern, Stofflieferanten für die Automobil- und für die Möbel- und Polsterindustrie ich seither war, um passende Ersatzstoffe für mein Coupé zu finden. Es gab meiner Konzeption nach zwei Möglichkeiten: den ausgeblichenen, heute eher hellbeigen Stoff erhalten, und durch einen möglichst identischen die beschädigten Stellen (Sitzwangen) ersetzen. Aber das geht nur in der Theorie. Die Unterschiede sind immer zu sehen und sie sehen mit Verlaub: schrecklich aus.
Also: Neubezug.
Nun beziehen ja fast alle ihre Autos mit Leder neu. Manche finden das toll. Ich nicht. Ein 2.5 CS in Leder - das ist nicht und niemals original. Also muss es der Original-Stoff sein.
Wieder vergehen Jahre der Suche, und ich will den Text hier nicht zu lange werden lassen. Es ist mir also endlich gelungen, genügend Stoff des originalen, damals goldbeigen Samtvelours zu besorgen, aber der Stoff für die Mittelbahn: der ist unauffindbar.

Ich ende nun hier meinen kleinen Bericht. Jede einzelne Station der Restauration birgt genügend Anekdoten und Stoff für seitenlange Berichte. Ich sagte ja schon: Vielleicht wird, wenn die Restauration irgendwann fertig sein wird, der Wagen nicht mehr die "Seele" eines 42 Jahre alten Wagens haben, den einst die Witwe aus Anhänglichkeit zu ihrem verstorbenen Mann in die Garage stellte und der nun wieder das Licht der Welt erblickt. Leider nicht. Aber er wird definitiv die Seele eines liebevollen Neuaufbaus haben. Ich hoffe, man wird ihm das ansehen.

Wenn Ihr also in Zukunft in Teileanfragen von mir lest, wisst Ihr, zu welchem Projekt die Anfragen gehören....

Viel Grüße,
herzlich aus Berlin
Gloser
Beiträge: 110
Registriert: Mi 5. Mär 2014, 18:43
Wohnort: Bayerischer Wald

Re: Kurze Selbstvorstellung und Teilesuche

Beitrag von Gloser »

Hallo,

herzlichst willkommen.

Toller Bericht....Dankeschön...war sehr schön zu lesen.

Gruß

Stephan
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Nitro103
Beiträge: 390
Registriert: So 23. Feb 2014, 18:47

Re: Kurze Selbstvorstellung und Teilesuche

Beitrag von Nitro103 »

Hallo Philipp,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.

Ich könnte Dir fast alles 1:1 unterschreiben, Deine Einstellungen und Erfahrungen betreffend. Wenn man diese hohen Ansprüche hat, ist eine Restaurierung eine sehr aufwändige Angelegenheit. Und oft habe ich mir die Frage gestellt, warum ich mir das antue, und ob nicht doch summa summarum der Ärger die Freude überwiegt.
Dass der Gesamtaufwand den Verkehrswert bei weitem übersteigt, steht außer Frage. Da die heutigen Verkehrswerte prinzipiell auch noch die ehemalige Preishierarchie wiedergeben, ist der 2,5CS im Vergleich mit den anderen E9-Typen natürlich am stärksten benachteiligt, weil der Restaurationsaufwand kaum hinter dem anderer E9 zurücksteht. Aber selbst bei einem CSi gibt der Marktwert bei weitem nicht den Aufwand einer sorgfältigen Restauration wieder. Aus diesem Grunde sind solche Autos eigentlich unverkäuflich, und dementsprechend werden sie auch kaum angeboten.

Deine Bemerkungen über Stoff und Leder kann ich auch nachvollziehen. Obschon Leder wertiger wirkt, hat ein E9 mit Stoffbezug seinen eigenen Charme.
Ich halte es mittlerweile so: Sofern der Stoff noch in einer akzeptablen Qualität ist, würde ich ihn im Fahrzeug lassen. Falls er zu schlecht ist, würde ich ihn neu bestellen, natürlich nur sofern BMW ihn noch anbietet, oder ich ihn anderweitig beschaffen könnte. Eine vom originalen Farbton abweichende Stoffausstattung käme allerdings nicht in Frage.
Erst wenn diese beiden Optionen erschöpft sind, würde ich zum Leder greifen. Bei Leder hat man natürlich den Vorteil, zumindest eine originale Farbe auszusuchen, die man damals auch bei BMW im Falle einer Lederausstattung bekommen hätte.
Bevor ich also eine originale, aber „schäbige“ Stoffausstattung im Auto lassen oder eine nicht originale Stofffarbe wählen würde, würde ich dann doch zum Leder greifen. Auch wenn diese Lederausstattung dann nicht so „ganz original“ wäre, könnte ich mir immer noch sagen, dass diese Konfiguration bei BMW damals zumindest möglich gewesen wäre.

Mir gefallen grüne Autos auch ausgesprochen gut (allerdings auch andere Farben.) Eine kleine Anmerkung zur Originalität: Du sprachst davon, eine BMW-Sammlung der Jahre 1975 bis 1982 zu haben, und dass alle Deine BMWs in der Originalfarbe Grün sind. Die von Dir erwähnte Farbe Tundra wurde allerdings - leider – schon 1972 eingestellt.

Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg
Robin

P.S.: Ich meine mich zu erinnern, dass ich im Internet (vielleicht einem anderen BMW-Forum) einmal Bilder mit grünen BMWs gesehen habe, die in einer Tiefgarage abgestellt waren. Könnten das Deine Fahrzeuge gewesen sein?
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CS_Berlin
Beiträge: 48
Registriert: Di 17. Feb 2015, 13:49

Re: Kurze Selbstvorstellung und Teilesuche

Beitrag von CS_Berlin »

Danke für die netten Worte! Das höre ich natürlich gerne!

Robin, ja, die Autos in der Tiefgarage, ich glaube ich postete das Foto einmal vor langer Zeit im E24-Forum, waren meine...

Viele Grüße
Philipp
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