Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Fishermans
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Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von Fishermans »

Hallo,

ich habe eine Frage bzgl. der Dichtung des vorderen Vergasers (3.0 CSA - 12/72). Laut Werkstattanweisung (Anhang) sollen beim vorderen Vergaser nur Dichtungen mit kompletten Steg zwischen der erster und zweiter Stufe verbaut werden, da sonst die Bohrung für die Spätziehdose offenliegt und sich damit die Zündcharakteristik verändert.
Ich habe mir nun den Drosselklappenteil mal genau angesehen. Wenn ich eine Dichtung mit Steg am vorderen Vergaser verbaue, schließe ich den Unterdruckkanal für die Spätverstellung dauerhaft und komplett. Der Unterdruckkanal wird von der Seite durch die Bohrung für die Befestigungsschraube des Isolierflansches in den Steg geführt und kommt im 90° Winkel unten am Steg raus, wo dann die Dichtung die Sackgasse bedeuten würde. Eine weitere Abzweigung gibt es meiner Meinung nach nicht.

Somit kann ich mir bei einer Dichtung mit Steg den Unterdruckschlauch für die Spätverstellung gleich sparen, da nie Unterdruck entstehen kann, wenn die Bohrung zu ist.

Ist das wirklich korrekt, eine Dichtung mit Steg zu verbauen? Die gibt es auch nicht mehr.

Bin für Hinweise dankbar.

Gruß
Tiemo
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e9_13d_drosselklappenteil.pdf
Werkstattanweisung
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Christoph, Bonn
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellu

Beitrag von Christoph, Bonn »

Hallo Tiemo,
ich hatte 2004 das selbe Problem und habe nach Rücksprache mit Bosch Klassik Experten
(Küppers in Linnich) die Dichtungen mit Steg bei beiden Flanschen verbaut.
Sie waren damals mit der selben BMW Teilenummer wie ohne Steg bei W&N lieferbar.
(1 263 266) vielleicht haben W&N auch nur die Steg-Dichtungen in ihrem Program.
Das Ergebnis ist seit dem super.

Somit ist dann der erste Teil von Dir klar:
"Laut Werkstattanweisung (Anhang) sollen beim vorderen Vergaser nur Dichtungen mit kompletten Steg zwischen der erster und zweiter Stufe verbaut werden, da sonst die Bohrung für die Spätziehdose offenliegt und sich damit die Zündcharakteristik verändert."

Der zweite Teil von Dir ist dann wohl hinzunehemen oder unklar:
"Somit kann ich mir bei einer Dichtung mit Steg den Unterdruckschlauch für die Spätverstellung gleich sparen, da nie Unterdruck entstehen kann, wenn die Bohrung zu ist."

Denn ich habe durchaus Reaktionen auf das Wegnehmen der U-Schläuch von den U-Dosen.
-regelt nicht die U-Dose von aussen mechnanisch was an der Früh/Spätstellung-
Vielleicht weiß hierzu noch Jemand was genaueres.

Generell würde ich die Steg-Dichtungen bei beiden Vergasern verbauen.

Gruß, Christoph
Tierfreund
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellu

Beitrag von Tierfreund »

Die Maschine läuft auch ohne die Unterdruckversttellung am Verteiler prima. Aber Sie verbaucht schlicht mehr im Teillastbereich. Nur dafür ist die U-Verstellung da. Man nutzt die Tatsache dass man unter Teillast mehr Vorzündung ohne Klingeln fahren kann für einen Wirkungsgradgewinn.
Die wichtige Verstellung passiert mechanisch über Fliehkraft richting Früh. Die U-Verstellung regelt bei Deinem Baujahr Richtung früh bei Unterdruck (im Teillastbereich)
Spätere Dosen haben 2 Anschlüsse und regeln über verschiedene Unterdrücke noch etwas komplexer aber in der Regel nur richtung früh und nie unter Vollast sondern immer nur im Teillastbereich.

Wenn Dir der Verbrauch egal ist kannst Du auf die U-Verstellung komplett verzichten. (Bei Weber Querstrom-Installationen kriegt man sie z.B. praktisch eh nicht sinnvoll ans laufen)

Im übrigen haben die frühen Vergaser mehrere unterschiedliche U-Druck-Abgriffe (vorn, hinten, Seite) mit unterschiedlichen Charakteristiken (Unterdruck im Leerlauf da oder nicht da). Vielleicht kannst Du einfach einen anderen nutzen. Unterdruckverstellung im Leerlauf ist ein bisschen eine Glaubensfrage. Bringt auch hier hier einen spürbaren gewinn an Wirkungsgrad, macht aber den Leerlauf (in der Grunddrehzahl) weniger stabil und schwerer sauber einzustellen (man hat damit eine Art negative Selbstverstärkung. Wenn der Leerlauf runtergeht geht der U-Druck runter, damit die Frühverstellung, dann geht der Leerlauf weiter runter usw..., geht er hoch gehts umgekehrt...)
Fishermans
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellu

Beitrag von Fishermans »

Ok. Danke Dir für die ausführliche Erklärung, Tierfreund.

Mein CSA hat eine Doppeldose für früh und spät. Ich werde mich mal an die Vorgaben aus dem PDF halten, eine Dichtung mit Steg vorne (selbstgeschnitzt) und eine ohne Steg hinten anbauen und kann dann spaßeshalber ja mal die Unterdruckschläuche vom vorderen an den hinteren Vergaser umstecken.

Wie heiß wird denn die Ansaugbrücke? Muss ich eine Aramidfaser Dichtung wie EWP 210/215 oder AFM 30/32 wie bei der original Dichtung ohne Steg nehmen oder reicht auch ein Abil-N?

Herzlichst
Tiemo
ibins
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von ibins »

Hallo,

ich möchte aus aktuellem Anlass das Thema nochmals kurz aufgreifen und eine Zusatzfrage stellen:

1. Bitte schaut euch dazu meine großartige Zeichnung an, denn den Vergaser habe ich blöderweise ohne Foto wieder hineingeschraubt. Ich habe nämlich die gleiche Erkenntnis gewonnen bzw. anscheinend die gleichen Modelle, wie Fishermans: Wenn ich vorne eine Dichtung mit Steg verbaut hätte, wäre der Anschluss wirkungslos geworden, oder? Die beiden Bohrungen enden nämlich tatsächlich jeweils in der Vertiefung der Befestigungsschraube und dessen Hohlraum ist quasi die Verbindung der Kanäle untereinander.
2. Normalerweise sind beide Vergaser mechanisch gleich aufgebaut, oder? Sie wurden nämlich seinerzeit verkehrt eingebaut und ich habe deshalb einfach die Verschlussschrauben der Unterdruckanschlüsse von vorne nach hinten transferiert und die Leitungen vorne angeschlossen. Auf Verdacht wollte ich den hinteren Vergaser nicht unbedingt auch noch ausbauen...

Danke und LG
Patrik
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peterneuner
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von peterneuner »

hallo Patrik,
wer bei einer Wiedermontage mit neuen Dichtungen an der Drosselklappenplatine bei der Dichtungsauswahl unaufmerksam ist,
kann etwas falsch machen.
1) Grundsätzlich haben alle Vergasertypen mit Früh-und Spätverstellung den Unterdruckanschluß für Spätzündung auf der Seite,etwa mittig.So wie auf deiner Zeichnung.Die Bohrung geht unterhalb der DRosselklappe in den Ansaugraum der ersten Stufe.Die Bohrung hat 0,5 mm Durchmesser und sollte bei Vergaserüberholung in jedem Fall von alter Ölkohle freigemacht werden..
Es gibt Herstellungsunterschiede in der Bohrungsführung.Frühe Exemplare haben aus produktionstechnischen Gründen ein Bohrloch unverschlossen nach außen zur Dichtfläche,späte Ausführungen haben einen Verschlusstopfen zur Dichtfläche hin..
2) diese Unterschiede haben einen großen Einfluss auf die Wahl der Dichtungsform und den Steg in der Mitte.Wenn das besagte Bohrloch offen und sichtbar ist,muss eine Form wie von dir im Beispiel gezeichnet verbaut werden.Die Dichtung hat einen vollen Quersteg.
Bei den Platinen mit dem verschlossenen Bohrloch kann man auch für den vorderen Vergaser die etwas billigeren Dichtungen mit unterbrochenem Quersteg einsetzen.Im Übrigen kann man für den hinteren Vergaser diese Dichtungsform immer verwenden.
3) es muss nur 1 Vergaser (vorderer) an den spät ziehenden Unterdruckschlauch zur Verteilerdose angeschlossen werden.Hinten kann eine Platine ohne Anschlußstutzen oder mit verschlossenem Ansaugrohrstutzen eingesetzt werden.
Die Unterdruckschläuche müssen klar bestimmt am Vergaser und an der Zündverteilerdose immer richtig positioniert sein.Auch nicht porös oder locker auf den Rohrnippeln.An der Dose ist immer der hintere Anschluss früh und der vordere Anschluss spät.Oft sind die Dosenmembrane defekt.Man darf nur die passende Dose verwenden.Wer da noch weiter mehr wissen will kann mich gerne anschreiben.
Alles Klar ?
Gruß
Peter
ibins
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von ibins »

Hallo Peter,

vielen Dank für die extrem kompetente Antwort. Du wirst Deinem Ruf als Vergaserexperte in diesem Forum wieder einmal gerecht! :-)
Unterdruckdose + Schläuche habe ich neu, Zündverteiler gereinigt und überarbeitet (soweit überhaupt möglich, weil für den gibt es ja nix mehr...) und mit Sicherheit alles richtig "verkabelt".
Aber: Ich habe, gerade eben zur Montage einer durchgängigen Dichtung, den vorderen Vergaser abgebaut und mich durch das Loch verwirren lassen. Dabei ist dieses das eigentliche Problem und es muss da noch ein Loch in der ersten Stufe geben - nur habe ich es nicht gesehen bzw. nicht danach gesucht!

Danke nochmals und LG
Patrik
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willies13
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von willies13 »

Hallo Patrik,
vielleicht noch ein Hinweis zum Schlagwort Zündverteiler.
Wenn Du dann das Ganze am Laufen hast und die Zündung am oberen Punkt bei 1700 1/Min eingestellt hast;
dann ist ja nochmals ein Prüfpunkt bei 1000 1/Min.
Wenn Du dann im Sturzgas den Motor darauf runter lässt, muß die Feder der Fliehkraftverteilung diese sauber zurückziehen.
Man hört es auch deutlich am sich ändernden Motorgeräusch. Sieht es am wandernden ZZP.

Mir wurde gesagt und es war bei meinem CS auch so, dass diese Feder altershalber etwas an Spannung verliert.
Üblich ist, den festen Bügel etwas zu biegen.
Und gut war es....
Grüsse; Willy
ibins
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von ibins »

Servus Willy,

danke für die Info. Diese deckt sich bis jetzt auch mit meinen Erfahrungen, denn ich habe glücklicherweise noch einen zweiten identischen Verteiler gehabt, der anscheinend noch viel fitter war, als der originale. Ich habe beide zerlegt, gereinigt und dabei festgestellt, dass die Federn des Originalverteilers im Vergleich ziemlich "müde" waren und kaum Widerstand geboten haben.
Beim Einstellen der Zündung mit dem "neuen" Verteiler bei 1700 Umdrehungen ist mir dann sofort aufgefallen, dass die Markierung nun sehr stabil angeleuchtet wird und nicht mehr hin- und herspringt, so wie früher.
Den Trick mit dem Nachbiegen habe ich sogar in diesem Forum schon irgenwo gelesen.
Wie es bei 1000 Umdrehungen dann so tut, werde ich erst erfahren, wenn ich die Gaspedal- bzw. Gestängeeinstellung endlich ordentlich hinbekommen habe...

LG
Patrik
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willies13
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von willies13 »

Hallo Patrik,
wenn der Zündzeitpunkt springt, hatte ich nach viel Suchen eine weitere/andere Ursache gefunden.
Die Verteilerantriebswelle in Verlängerung der Nockenwelle bei dem AT-Motor hatte 0,4mm axiales Spiel, was sich durch die Schrägverzahnung als springender ZZP äußerte.
Bei e.... gabs dann schöne Scheiben mit 0,1mm.
Grüsse Willy
ibins
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von ibins »

Servus Willy,

vielen Dank! Diese Info hast du im Forum schon einmal irgendwo deponiert, denn darüber habe ich hier schon gelesen.
Ich hoffe jedoch, dass ich das nicht angehen muss, denn als Mechaniker bin ich einfach zu ungeschickt.
Die Zündverteiler- und Vergasertechnik habe ich mir ursprünglich aufgrund meiner Leerlauf- und Ruckelprobleme auch eher zwangsweise reingezogen, wenngleich es mich mittlerweile ziemlich interessiert. :-)

LG
Patrik
peterneuner
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Re: Vergaserfrage: Dichtung Drosselklappen und Spätverstellung

Beitrag von peterneuner »

hallo Patrik,
das "Loch" im Kanal der ersten Stufe ist leider oft mit Ölkohle oder Dreck verstopft.Es hat auch nur 0,5 mm Durchmesser.
Du must im Bereich wo aufgrund der sichtbaren Bohrlochverläufe das Loch quer zur senkrechten Luftkanalwand vermutet wird gründlich abreinigen.
Metallblank.Dann leuchtet man mit Werkstattleuchte die Fläche ab und (mit Brille !!) findet man den dunklen Punkt,der früher mal
die Düsenöffnung war.Ich benutze dann eine spitze passende Ahle,damit man auch bis zum Endpunkt durchkommt.Bremsenreiniger und Pressluft sind die Helfer.
Aber dieser Punkt ist bei der Überholung von 90% alter Vergaser immer wieder verlegt.
Gruß
Peter
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